Dr. Feinbein´s kleine Abstimmfibel

Warnung!!!

Alle Angaben ohne Gewähr, wer dieser Beschreibung folgt, handelt auf eigener Gefahr.
Falsche Eingaben können schwere Motorschäden nach sich ziehen, ein Sturz ist nicht auszuschliessen.
Durch die Manipulation des Motormangement wird die Kulanz und Gewähleistungspflicht des
Fahreugherstellers aufgehoben, auch die Zulassung kann entfallen.
!!!!!!!!Autor und Seitenbetreiber schliessen hiermit eine Haftung in jeglicher Form aus!!!!!!!!!!

 

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Vorwort

Dank Wayne Macdonald haben wir mit dem TuneEdit ein wunderbares Werkzeug erhalten.
Doch bislang war zur Abstimmung ein messtechnikbestückter Prüfstand und einiges an Geld von Nöten um zu einer wirklichen Verbesserung
zu kommen.

Seit längerer Zeit ist ein neues Diagnosekabel für den TuneBoy / TuneEdit angekündigt, das über zusätzliche Funktionalitäten verfügen wird.
Im September habe ich von Wayne eine Beta-Version des neuen Kabels bekommen und mit ihm einen neuen Datenlogger, der die
Abstimmarbeiten deutlich vereinfacht, entworfen. (will heissen, Wayne hat programmiert und ich habe nur gesagt, was ich gerne hätte)

Der Datenlogger ermöglicht in Verbindung mit einer Breitbandsonde die exakte Anpassung des Basis-Einspritzkennfeldes.

Grundlagen:

Die tatsächliche Einspritzdauer wird errechnet aus der angesaugten Luftmasse unter Berücksichtigung des für den jeweiligen Kennfeldpunkt
gültigen Soll-Luft/Kraftstoffverhältnisses und der Umgebungsbedingungen.

Im TuneEdit sieht das so aus:

Die FuelMap ist über Drosselklappenstellung (TP) und Drehzahl (RPM) aufgespannt und enthält die angesaugte Luftmasse in mg.

                                                 

Diese Werte sind in der Entwicklung mit geeigneter Messtechnik ermittelt worden und müssen natürlich bei den Ladungswechsel des Motors
beeinflussenden Änderungen angepasst werden.

Das AF1 Kennfeld enthält die Sollwerte für das Luft/Kraftstoffverhältnis bei Teillast des Motors.

                                                 

Es ist über Last (Load) und Drehzahl (RPM) aufgespannt. Ein Wert von z.B. 13,00 heißt, daß die Einspritzmenge so berechnet
werden soll, dass 13,0 Teile Luft mit 1 Teil Kraftstoff zur Verbrennung kommt.
Ein Verhältnis von 14,7 zu 1 entspricht dem bekannten Lambda 1,0.

Die AF2 Kennlinie bewirkt dasselbe bei Volllast des Motors.

                                                 

Vorsicht, Volllast ist nicht gleich Drosselklappe voll auf, bei niedrigen Drehzahlen z.B. wird Volllast schon bei wesentlich geringeren Klappenöffnungen erreicht.

Also, z.B. bei Vollgas und 9000 Umdrehungen entnehmen wir der FuelMap, dass 404 mg Luft pro Arbeitszyklus angesaugt werden. 
Das Steuergerät berechnet die Einspritzdauer so, dass unter Berücksichtigung von Kühlmitteltemperatur, Ansauglufttemperatur und
Druck in der Airbox ein Luft/Kraftstoffverhältnis von 12,00 laut AF2-Kennlinie erreicht wird.

Ziel:

Ziel der ganzen Aktion ist es, nach Änderungen am Motor die FuelMap wieder richtig zu stellen und dann über die AF1 und AF2 Werte die Leistung zu optimieren.

Als Faustregel gilt: Für maximale Leistung ein Luft/Kraftstoffverhältnis von ca. 12,5 in der Volllast und für gute Fahrbarkeit ein Verhältnis zwischen 13,5 und 13,0 in der Teillast.

Wie wird´s gemacht:

Die Korrektur der FuelMap machen wir ohne Prüfstand auf der Strasse. Hierfür brauchen wir:

 

Fahrzeugvorbereitung:

Bei Modellen ohne originale Lambdasonde wird eine M18x1,5 Gewindehülse in den Auspuff eingeschweißt: 

 

Bei den anderen wird die originale Lambdasonde gegen die Breitbandsonde getauscht. Die originale wird abgesteckt.
Ab jetzt muss ein Tune ohne Lambdaregelung gefahren werden!

Der Controller für die Sonde wird z.B. unter der Sitzbank verstaut, an die Sonde angeschlossen und mit Bordspannung versorgt.

                                                 

Das neue Diagnosekabel am besten auch unter die Sitzbank, hierzu verwende ich eine Verlängerung für den originalen Diagnoseanschluss.

                                                 

 

                                                 

Das Sondensignal wird über den Analogeingang in das neue Diagnosekabel eingespeist.

Der Laptop kommt hinten drauf:

Am Gasgriff bringen wir Markierungen an, die in etwa den TP-Stützstellen der FuelMap entsprechen,
damit wir reproduzierbar die Drosselklappenöffnungswinkel beim Fahren einstellen können.

                                                 

Der Datenlogger:

Der Datenlogger zeichnet beim Fahren folgende Daten auf:

                                                   

Gespeichert werden die Messdaten als csv-Datei und können damit leicht in Excel ausgewertet werden.

Wir sehen also das Soll Luft/Kraftstoffverhältnis und korrigieren dann die FuelMap um die Abweichung des
gemessenen Luft/Kraftstoffverhältnisses.

Der Messtune:

Als nächstes brauchen wir einen Basistune als Start für die Abstimmung. Ich habe den LLRC-Tune genommen.

Um vernünftig messen zu können, sollte das Soll Luft/Kraftstoffverhältnis möglichst konstant sein.
Wir setzen also die AF1 und AF2 Werte komplett auf 13,0, sind damit noch im fetten Bereich und müssen somit kein Ausmagern beim Messen fürchten.

                                                 

                                                 

                    Die Werte in der Fuel%trim Tabelle stehen komplett auf 0.

                                                 

Die Messfahrt:

 Tune ins Steuergerät laden, Moped warmfahren und los geht die Messerei. Eine möglichst wenig befahrene, gerade Landstrasse suchen.
STVZO beachten!
Sollten bei den Fahrten Geschwindigkeiten außerhalb des zulässigen Bereichs gefahren werden müssen, dann geht das
natürlich nur auf abgesperrtem Gelände! (harhar)

Den Datenlogger starten und dann, wie auf dem Prüfstand, das Drehzahlband durchfahren:

Dritten Gang rein, gleichmäßig mit 1500 U/min fahren, dann schlagartig Vollgas und bis zum Begrenzer durchfahren.
So, die erste Volllastmessung ist im Kasten.
Dann das gleiche mit der nächst kleineren Gasgrifföffnung. Dafür sind die Markierungen, die wir zu Beginn am Gasgriff angebracht haben. Usw. usw.
Bei kleineren Öffnungswinkeln dann entsprechend einen kleineren Gang nehmen.
Jede Gasgriffstellung wird dreimal gemessen.

So, damit sollten wir für jede TP-Stützstelle (Reihe 1 bis 15) in der FuelMap drei Messungen haben.

                                                  Hier mal ein Beispielausschnitt aus einer Log-Datei:

                                                 

Spalte A: Drehzahl

Spalte B: Aktuelle Kennfeldreihe der Drosselklappenstellung

Spalte C: Offset zur nächsten Kennfeldreihe

Spalte D: von der Sonde gemessenes L/K-Verhältnis

Spalte E: Soll - L/K-Verhältnis, ist hier immer 13, haben wir im Tune ja so bedatet

Hier sehen wir, dass die Werte in der FuelMap bis ca. 5500 U/min zu klein (fett) und darüber zu groß (mager) sind.

Man kann diese Log-Dateien jetzt schön mit Excel auswerten und dann die Fuel%trim Tabelle damit korrigieren.
Ich greife mal einen Punkt in der Fuel%trim Tabelle als Beispiel heraus:

                                                 Wir betrachten den Punkt 4000 U/min, TP-Reihe 10/11.

                                                 

Der Offset in der dritten Spalte wird so interpretiert:

TP 10, Offset 0 entspricht genau der 10. TP Reihe

TP 10, Offset 255 entspricht der 11. TP Reihe, also wie TP 11, Offset 0

Alles andere liegt dazwischen, also wie hier TP 10, Offset 185 liegt viel näher an der 11. Reihe, also korrigieren wir die damit:

Die unterste, mit NA bezeichnete, Reihe wird nicht benutzt, die Reihe 1 aus der Log-Datei entspricht TP 0 in der Fuel%Trim Tabelle,
Reihe 2 entspricht TP 3 usw.

Punkt in der Fuel%trim Tabelle suchen, F9 drücken und den gemessenen Wert eintragen.

Nachtrag durch Tom
ACHTUNG die Funktion über F9 ist bei den 3er Versionen erst wieder ab der TuneEdit Version 3.9.1.6 verfügbar,
aber in einer erweiterten Funktion, dort kann zum einen
der gemessene Wert unter "Current Air/Fuel Ratio"  und der
gewünschte Wert unter "Target Air/Fuel Ratio" eingetragen werden.

                                                 

                                                 Enter drücken und schon haben wir einen von 15x24 Werten korrigiert:

                                               

                                                Und so weiter. Wenn alle erfassten Werte eingetragen sind,

                                               

                            speichern des Tunes nicht vergessen.

                            Nun mit der Funktion "Commit trims to main tables" die Änderungen in die FuelMap einrechnen und die Fuel%trim Tabelle
                            wieder nullen.

                            Den neuen Tune ins Steuergerät und auf zur zweiten Messrunde.

                            Nach drei bis vier Messfahrten sollte die Abstimmerei erledigt sein und die letzte Fuel%trim Tabelle dann nur noch kleine
                            Korrekturen enthalten, etwa so:

                                               

                 Der erste optimierte Fahrtune:

                Aus dem letzten Messtune machen wir den zum normalen Fahren bestimmten Tune:

                Fuel%trim wieder "committen" und dann vernünftige AF1 und AF2 Werte eintragen:

                                             

 
                                             

                So das war´s erst mal. Damit sollte der Drilling schon mal deutlich besser gehen.
                Das lästige Ruckeln im unteren Teillastbereich ist verschwunden und das Ansprechverhalten deutlich verbessert.
                Fährt sich wie ein anderes Moped.

       Der Prüfstand:

                 So, da bestimmt jeder eine vorher Prüfstandsmessung hat, sehen wir ja sofort, was die ganze Mühe gebracht hat.
                 Den letzten Schliff gibt jetzt noch eine (Fein-)Abstimmung auf dem Prüfstand.

                 Hier aber nur noch über die Fuel%trim Tabelle ändern und nicht mehr über die vorher mühsam korrigierte FuelMap.
                 Denke aber, dass da nicht mehr viel rumkommt. 

Schraubergruß

Dr. F.


©
Dr. Feinbein 07.11.2003